Jazznacht

Paul Bernewitz Quintett: „Rhapsodische Parcours”

Young Contemporary Jazz: Der Pianist Paul Bernewitz hat 2020 in Nürnberg eine Band zusammengestellt, die aufstrebende Individuen der süddeutschen Jazzszene zusammenführt, um seine Musik zum Leben zu erwecken. Mit dem poetisch ziselierenden Schlagzeuger Jonas Sorgenfrei, der hellwachen Bassistin Amelie-Marie Richarz, dem wendigen Saxophonisten Paul Scheugenpflug und der charismatischen Sängerin Regina Heiß weiß er ein hervorragend besetztes Ensemble an seiner Seite. Das Ensemble pflegt einen transparenten, vielgliedrigen Klang. Sie bleiben, obwohl alle Teil der großen Erzählung, auf ihren Koordinaten, um von ihren Perspektiven zu berichten.

Wer ist Paul Bernewitz? Der 25-Jährige arrangiert nicht nur für Band, er schreibt Gedichte, Kunstlieder, Kammermusik, Chorwerke und gibt sogar eine Literaturzeitschrift heraus. Aus einer Musikerfamilie stammend, genoss er eine erstklassige musikalische Ausbildung in den Reihen des Thomanerchor Leipzigs, wo er auch solistisch sang. Schon früh verspürte er beim Lernen klassischer Klavierliteratur die Lust, eigene Musik zu schreiben. Ihm angeboren: die Liebe zur Improvisation. 

In der Alten Ziegelei wird Paul Bernewitz mit seinem Ensemble frisch Komponiertes mit Arrangements seines Debütalbums kombinieren. Das im Oktober unter dem Titel „SOMEDAY“ bei Unit Records erschienene Album widmet sich dem „Great American Songbook“ und schenkt diesem gewissermaßen eine „Verjüngungskur“ (BRF1 „Jazztime“). Spielfreude ist gepaart mit einer erstaunlichen Reife und Tiefe der Aussage. Alles scheint verwurzelt in der Einsicht, inhaltliche Ambivalenzen in der Musik spiegeln zu wollen. Ergebnis ist ein hintergründig tastender, oft drängender, grüblerischer Fluss – purer Anti-Kitsch. Auch so kann Contemporary Jazz klingen.